Wer seid ihr?
Wir sind ein linksradikales Hausprojekt im Kreuzbergring (KBR10/12), man erkennt uns an den Transparenten und dem Pizza-Ofen im Garten. Wir leben mit insgesamt 19 Personen in zwei getrennten Groß-WG‘s. Alle Bewohnerinnen gehen unterschiedlichen Aktivitäten nach, was uns aber eint ist der Wunsch nach einer befreiten Gesellschaft.
Wie ist euer Projekt entstanden?
Unser Projekt hat eine längere Geschichte, die in der nächsten Frage beantwortet wird. Dabei ist vielleicht wichtig zu betonen, dass es sich immer auch dann verändert wenn Menschen ein- oder ausziehen, also kann von einem homogenen oder statischem KBR nie die Rede sein.
Seit wann gibt es euch als selbstverwaltete Struktur und wem gehört euer Haus?
1973 wurde das Projekt Kreuzbergring 10/12 von Studierenden besetzt und anlässlich von Abrissplänen beschlossen selbstorganisiert dort wohnen zu bleiben. Seitdem mieteten nicht nur, aber überwiegend, Studierende die Häuser unter Selbstverwaltung und kollektiven Mietverträgen. Im Jahr 2018 begannen die Kaufverhandlungen mit dem Studentenwerk. In diesem Zuge kamen weitere Aufgaben zur Selbstverwaltung hinzu. 2020 wurde der Verein zur Förderung von politischer Bildung, Gleichstellung und alternativer Kultur e.V. gegründet. 2021 kam es zum Abschluss des Kaufvertrags mit dem Verein und seitdem gehört das Haus nun kollektiv den Bewohnerinnen.
Wie sind Leben, Alltag und politische Konsens bei euch organisiert?
Mit dem Hauskauf übernehmen wir Verantwortung für das Haus und sind dafür zuständig selbstverantwortlich in das Projekt zu investieren und dieses zu erhalten. Dazu gehört die Instandhaltung des Hauses, Baustellen selbst zu organisieren und Projekte zu planen sowie diese umzusetzen. Um auch nach außen hin offen zu sein organisieren wir Veranstaltungen und stellen unseren Raum dafür zur Verfügung.
Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass das Projekt auch zukünftig erhalten bleibt. Damit übernehmen wir eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir sind deshalb für unsere Finanzplanung zuständig und legen beispielsweise die Mieten, die zum Erhalt des Hauses notwendig sind, selbst fest und entwickeln alternative Finanzierungsmodelle.
Darüber hinaus sind wir für die Mitbewohner:innensuche und die Weitergabe des Wissens über das Haus verantwortlich. Zu unseren Aufgaben gehört es auch uns mit anderen zu vernetzen, uns gegenseitig zu fördern und unseren Raum zu gestalten. Deshalb reflektieren wir bestehende Dynamiken, hinterfragen unsere gesellschaftliche Sozialisation und wollen die daraus resultierenden Verhältnisse abbauen (Reproarbeit, Konkurrenzzwang etc.).
Einmal im Monat haben wir ein gemeinsames Plenum mit allen, wo wir gemeinsame Konsensentscheidungen treffen, Informationen aus den Arbeitsgruppen zurücktragen und anfallende Arbeit besprechen. Ansonsten treffen sich die Arbeitsgruppen, welche Teil der Selbstverwaltungsstruktur sind und sich um Baustellen, Öffentlichkeitsarbeit, Rechtliches, Finanzen, Buchhaltung und Vernetzung im Dachverband kümmern, in regelmäßigen Abständen.
Wie seid ihr zum Dachverband gekommen?
Schon bevor wir die Häuser kollektiv erworben haben, war es uns wichtig sich mit anderen selbstverwaltet Projekten zu vernetzen und gemeinsame Strukturen rund um wohnraumpolitische Themen voranzutreiben. Deshalb waren wir bereits in der „Here-to-Stay“-Kampagne und in der Wohnrauminitiative aktiv, die bis zur Gründung des Dachverbands als Vernetzungsstruktur linker Projekte in Göttingen galt. Nachdem durch den kollektiven Kauf der Häuser auch zunehmend die Frage nach Reprivatisierungsschutz, sowie langfristiger Verbindlichkeit aufkam haben wir uns mit anderen Häusern entschieden einen Dachverband zu Gründen. Kurzum: wir sind also schon von Anfang an dabei und arbeiten bis heute gemeinsam daran eine langfristig linkspolitische Wohnstruktur in Göttingen aufrechtzuerhalten.
Wie seid ihr als Haus rechtlich organisiert?
Als Haus sind wir über eine gemeinnützige Vereinsstruktur organisiert. Das bedeutet unser Verein verwaltet nicht nur das Wohnprojekt sondern organisiert auch Vorträge, Kinos, Konzerte und Lesungen.